Konventionelle SAN-Systeme waren über viele Jahre die naheliegende Wahl für Unternehmen, die zuverlässigen Block-Storage für Virtualisierung und Geschäftsapplikationen benötigten. Die Architektur schien klar: zwei Controller, FibreChannel oder iSCSI, ein zentrales Management – fertig. Doch 2025 wirkt genau dieses Modell immer häufiger wie ein Anachronismus. Die Anforderungen steigen, die Flexibilität sinkt und die Kosten explodieren. TrueNAS hat sich in diesem Umfeld zu einer ernstzunehmenden Alternative entwickelt. Nicht als „Billiglösung“, sondern als moderner Ansatz, der offene Architektur, Enterprise-Features und planbare Kosten verbindet. Dieser Artikel zeigt, worin sich beide Konzepte grundsätzlich unterscheiden und in welchen Szenarien ein Umstieg heute sinnvoll ist. 1. Warum viele Unternehmen ihr SAN heute hinterfragen In vielen IT-Abteilungen ist das SAN kein Leistungsproblem, sondern ein Flexibilitätsproblem. Architekturänderungen sind teuer, Erweiterungen komplex, und selbst grundlegende Funktionen wie Snapshots oder Replikation sind oft kostenpflichtige Zusatzmodule. Gleichzeitig steigen Anforderungen durch Virtualisierung, Backup-Retention und immer komplexere Datenlandschaften. Damit entsteht ein Spannungsfeld: Das SAN ist stabil, aber nicht mehr zeitgemäß. TrueNAS bietet dagegen eine Storage-Plattform, die sich an moderne Workloads anpasst, ohne in kostspielige Lizenzmodelle zu verfallen. 2. SAN vs. TrueNAS: zwei völlig unterschiedliche Speicherphilosophien Ein klassisches SAN arbeitet mit proprietären Controllern, eigenen RAID-Mechanismen und Herstellersoftware. Der Vorteil liegt in der Vorhersehbarkeit – das System verhält sich immer gleich, weil man nur kleine Stellschrauben hat. Der Nachteil: man hat nur kleine Stellschrauben. TrueNAS basiert auf OpenZFS und bricht dieses Modell auf. ZFS arbeitet blockbasiert mit Prüfsummen, Copy-on-Write-Mechanismen und frei kombinierbaren VDEV-Architekturen. Dadurch entsteht eine Speicherplattform, die nicht aus einer Blackbox-Controllerlogik besteht, sondern aus klaren, transparenten Komponenten. Wenn etwas mehr Performance liefern soll, baut man weitere Mirror-VDEVs ein und erhält sofort mehr IOPS. Wenn Daten besonders sicher liegen sollen, benutzt man RAIDZ2 oder RAIDZ3. Wenn man schnelle Metadaten braucht, fügt man einen Special-VDEV hinzu. Das SAN bietet Stabilität – TrueNAS bietet Gestaltungsfreiheit. 3. Übersichtlicher Direktvergleich Kategorie Klassisches SAN TrueNAS / ZFS Technik Proprietäre Controller OpenZFS auf Enterprise-Hardware Skalierung vertikal, controllerbegrenzt horizontal per VDEVs Snapshots kostenpflichtig / limitiert nativ, COW, sofort verfügbar Replikation abhängig vom Hersteller ZFS send/receive nativ Performance gut, aber controllerlimitiert sehr schnell mit Mirror-VDEVs und NVMe Erweiterbarkeit teuer, herstellergebunden flexibel, komponentenbasiert Kostenmodell Lizenz- und Wartungskosten hoch transparente Hardwarekosten Ideal für große FC-Landschaften KMU, Virtualisierung, Backup, NAS, Cloud Diese Tabelle zeigt den Kernunterschied: SAN ist vorhersehbar – TrueNAS ist effizient und flexibel. 4. Performance: Wo TrueNAS oft die Nase vorn hat SAN-Performance ist gleichmäßig, aber typischerweise durch den Controller begrenzt. TrueNAS dagegen nutzt die CPU-Ressourcen des Systems und arbeitet hochparallel. Gerade moderne R-Serien mit NVMe-Spiegeln erreichen Werte, die klassische SAN-Architekturen erst in Preisklassen jenseits von 50.000 € liefern. Für Virtualisierungsumgebungen (Proxmox, VMware, Hyper-V) entsteht dadurch ein Vorteil: IOPS und Latenz skalieren linear mit der Anzahl der Mirror-Paare. Backup-Workloads profitieren ebenfalls, da ZFS große Blockgrößen, Kompression und die extrem effiziente Snapshot-Mechanik nutzt. 5. Kosten: Wo SAN-Systeme heute verlieren Die Kostenstruktur klassischer SAN-Systeme ist seit Jahren unverändert: jedes Feature kostet extra Erweiterungen sind extrem teuer jährliche Wartungsverträge sind hoch Upgrades sind an den Hersteller gebunden TrueNAS dreht dieses Modell komplett um: alle zentralen Funktionen (Snapshots, Replikation, Verschlüsselung, COW-Clones) sind bereits enthalten Hardware basiert auf Standard-Enterprise-Komponenten Upgrades sind planbar und frei gewählt Supportkosten liegen deutlich niedriger Dadurch sinken Gesamtbetriebskosten häufig um 40–70 % gegenüber einem vergleichbaren SAN. 6. Migration: schwieriger als gedacht? Meist nicht. Viele Unternehmen erwarten bei der Ablösung eines SANs einen großen, riskanten Migrationsprozess. In der Praxis ist der Aufwand aber oft erstaunlich überschaubar. Einfach zu migrieren: SMB/CIFS-Shares NFS-Shares Backup-Ziele (Veeam, PBS, restic) Archive und große Datensammlungen Etwas komplexer, aber gut beherrschbar: iSCSI-Datastores für Virtualisierungsumgebungen Wechsel von FC auf Ethernet-Backends (25/100 GbE) Die meisten KMU-Migrationsprojekte dauern 1–3 Tage inklusive Tests. 7. Wann ein SAN weiterhin sinnvoll ist Es gibt Szenarien, in denen klassische SAN-Infrastruktur weiterhin punktet – und das sollte man klar benennen. Ein SAN bleibt sinnvoll, wenn: FibreChannel zwingendes Architekturprinzip ist Applikationen vendorzertifizierten Storage erfordern extrem harte Latenz-SLOs notwendig sind ein Unternehmen bewusst Full-Vendor-Lock-in bevorzugt Diese Fälle sind selten, aber sie existieren. 8. Fazit TrueNAS ist nicht die „kostengünstige Alternative“ zu einem SAN – es ist ein modernerer Ansatz, der die Stärken offener Architektur mit echter Enterprise-Funktionalität kombiniert. Für die meisten KMU ergibt sich daraus eine klare Entscheidungsgrundlage: SAN ist Stabilität. TrueNAS ist Stabilität + Flexibilität + Transparenz + Wirtschaftlichkeit. In über 90 % der typischen KMU-Szenarien – Virtualisierung, File-Services, Backup, Archiv – hat TrueNAS 2025 funktional und strategisch die besseren Argumente. ➡️ DATAZONE-Beratung: SAN-Ablösung oder Modernisierung? Wir analysieren eure bestehende SAN-Landschaft und planen mit euch eine ZFS-basierte Speicherarchitektur, die messbar schneller, sicherer und günstiger ist. Jetzt Termin vereinbaren